Heute, kurz nach 10 Uhr vormittags rollte mein Vorderreifen von der Fähre auf das Hafenkai von Teneriffa – eine halbe Sekunde später folgte der Hinterreifen. Was für ein großartiges Gefühl! Schon allein das ist die Reise wert. Aber der Reihe nach.
Weil mancher mehr an Informationen interessiert ist, zunächst in diesem ersten Teil das Wissenswerte zur Fährfahrt. Im zweiten Teil erzähle ich ein wenig über die vielen kleinen Begebenheiten, die so eine fast zweitägige Schiffsreise mit sich bringen kann.
Der Fährhafen liegt direkt an der Cadizer Altstadt und ist gut zu finden, wenn man nicht schon zu früh in den davor liegenden Industriehafen abgebogen ist (was nicht nur mir passiert, wie ich später erfahre). Es gibt nur einen Zugang zum Hafen, der beschildert und wie sich das gehört auch bewacht ist. Gleich gegenüber dem Zugang liegt das Gebäude mit dem Ticket- und CheckIn-Office der Acciona Trasmediteranea Reederei, das in meinem Fall bei einer geplanten Abfahrtszeit gegen 24 Uhr ab 16 Uhr öffnet. Es lohnt also, sich vorher nach der Öffnungszeit zu erkundigen, weil das im Falle des Falles noch Stadtunternehmungen zulässt. Zunächst gilt es jedoch, das Moped zwischen den ersten Autos auf dem Fährparkplatz rechts neben dem Gebäude abzustellen. Die Mopeds werden schließlich von einem Einweiser, der später auftaucht, hübsch zusammen platziert. Mit dem Fährticket erhält man am Schalter die Boardingcard, die neben der Kajütnummer auch die Essensmarken für Frühstück, Mittag- und Abendessen während der Fährt enthält. In meinem Fall heißt es dann jedoch erst mal warten, die Ankunft der Fähre verzögert sich, sie wird am Ende um 21 Uhr eintreffen, um 23 Uhr (statt 17 Uhr wie angekündigt) beginnt das Boarding. Viel Zeit also zum Kennenlernen von Mitpassagieren. Dazu später mehr.
Unmittelbar vor der Auffahrt auf die Fähre wird noch mal am Fahrzeug Boardingcard und Ausweis kontrolliert. Auf den Autodecks werden die Motorräder an den Seitengeländern abgestellt. Die Seeleute verzurren durchaus ordentlich mal mit einfachen Seilen, mal mit Spanngurten die Zweiräder an den Geländern. Ich mache das nach einem Tipp eines freundlichen Forumskollegen lieber selbst mit meinen eigenen, mitgebrachten Gurten, auch weil die Bauart meines Großrollers nur bestimmte Befestigungen zulässt. Da das Moped nur nach einer Seite am Geländer gesichert werden kann, empfiehlt sich die Abstellung auf dem Seitenständer zum Geländer hin und schüttelfeste Verzurrung. Gut, wenn man zugleich eine Handbremse hat, es gibt außerdem Blockierklötze für beide Räder.
Mein Gepäck lasse ich nicht auf dem Motorroller, sondern nehme es mit in die Kajüte. Wertsachen wie mein Notebook können zur Aufbewahrung an der Rezeption abgegeben werden. Dort erhält man auch die Chipkarte für die Kajüte. Letztere, in meinem Fall eine 4-Mann-Innenkabine mit gemachten Stockbetten und einer Dusch- und Toilettenzelle, ist ziemlich heiß und die Luft recht stickig. Trotz freundlicher Kajütkollegen schlafe ich deshalb in den folgenden zwei Nächten nicht besonders gut und stehe früh wieder auf. Leider gibt es erst ab 8 Uhr Frühstück im Selbstbedienungsrestaurant.
Das Schiff, das über 1000 Personen Platz bietet, ist diesmal mit nur 155 Passagieren dünn belegt. Es bietet mehrere Bars (davon zwei für Raucher), eine Diskothek, Leseecken, Fernseher, ein Kino, zwei Läden, ein paar Spielautomaten (leider kein Internet), einen Fitnessraum, eine Sauna, mehrere Außendecks und als Highlight das Pooldeck. Highlight deswegen, weil es hier unter einem zu öffnenden Dach neben einer weiteren Bar bequeme Liegen und den Pool mit Jacuzzi (leider kalt) gibt, wo man sich den ganzen Tag aufhalten kann.
Das Essen ist zwar nicht der Rede wert, aber genießbar und ausreichend. Für opulentere Genüsse kann das kostenpflichtige A-la-card-Restaurant mit stilvollem Ambiente genutzt werden. Wer leicht seekrank wird, sollte sich diese Zusatzausgabe jedoch überlegen. Was nutzt das beste Essen, wenn man nicht lange etwas davon hat. Trotz geringem Seegang mussten einige Passagiere leiden, also wer’s braucht oder noch nicht weiß: ruhig die entsprechenden Pillen mitnehmen.
Hat man was am Fahrzeug vergessen, kann man einmal am Vormittag auf das Fahrzeugdeck, das ansonsten geschlossen ist. Durch die Lautsprecherdurchsage (wegen Akustik schlecht verständlich, nur spanisch und englisch) erfährt man dann auch, wann man am Ankunftstag wieder zum Fahrzeug muss, um auszufahren.
Im Hafen von Santa Cruz de Tenerife angekommen, fährt man je nach Gedränge locker aus der Fähre wieder raus. In der Fahrzeugschlange an Land prüfte kurz ein Angestellter der Hafenbehörde das Kennzeichen, die Zollbeamten holten nur einzelne Fahrzeuge raus, mich ließ man einfach durchfahren. Von der befürchteten Kaution bei Einreise mit dem Motorroller war keine Rede. Je nach Ziel auf der Insel kommt man aus dem Hafen schnell auf die stadtauswärts führende Autobahn. Und dann heißt es ausgiebigstes Genussbiken auf einem der schönsten Motorrollerreviere der Welt!
To be continued …