Heute habe ich noch einmal Gelegenheit, den Start- und Zielpunkt meiner Rheintour zu sehen. Das Bootshaus der Kehler Paddler-Gilde liegt gleich beim Bahnhof und so ist es ein leichtes, den passenden Zug zu finden, um zu meinem Startpunkt nach Konstanz zurück zu fahren. Dort wartet das Auto auf mich, mit dem soll es dann zurück nach Kehl gehen, um schließlich das Boot und Gepäck aufzuladen und wieder nach Hause zu fahren.

Ich genieße die Zugfahrt durch den Schwarzwald - schon seltsam, dass ich so in 2 3/4 Stunden die Strecke bewältige, für die ich im Kajak elf Paddeltage unterwegs war. Doch Zeit genug, um ein wenig zu bilanzieren:

Ich bin in 11 Paddeltagen 300 Kilometer gepaddelt, habe dabei 23 Wehre, den Rheinfall und zwei Stromschnellen überwunden und ein Gefälle von etwa 250 Metern hinter mir gelassen.Ich habe 12 mal mein Lager auf- und abgeschlagen, mein Boot ist am Ende etwa 13 Kilo leichter durch den Verbrauch der Vorräte und des mitgenommenen Wassers. Es gab lediglich zwei kleine Unfälle: einmal ein aufgeschlagenes Schienbein beim Versuch ein vollbeladenes Boots über zwei Felsstufen auf's Ufer zu heben und eine kleine Brandblase durch ein rutschendes Seil beim Hinablassen des Bootes an einer steilen Böschung.

Ich bin bis zum Rand voll von imponierenden Natureindrücken, die Bilder einzelner Situationen ziehen immer wieder durch meine Erinnerung. Trotzdem ich nur zwei Wochen unterwegs war, habe ich ganz weit weg von meinem Alltag gelebt und einen der intensivsten Urlaube erfahren. Diese Tour wird mich sicherlich noch lange im Innern begleiten.

In Konstanz am Bahnhof angekommen, lockt mich die schöne Stadt noch zu einem Bummel ein. Ich will noch nicht so schnell zum Auto, sondern die Abschlussstimmung auskosten. In der Fußgängerzone spielt ein Straßenmusiker auf seinem Didgeridoo. Ich höre ihm zu, wir unterhalten uns ein wenig und er verleitet mich dazu, sein Didge auszuprobieren und ein paar Töne vor Straßenpublikum zu spielen. Ich hänge jedoch Jahre hinter seinem Können hinterher und überlasse ihm wieder die Show.

Ein paar Straßen weiter holt mich der Ernst des Lebens wieder ein. Einige afrikanische Studenten der Jeunesse sans frontieres weisen auf die Opfer von Landminen hin, einer von ihnen erzählt mir von ihrem Schul- und Ausbildungsprojekt. Ich entschließe mich für eine Spende zugunsten der wichtigen Sache. Zuhause werde ich mich vergewissern können, dass das Geld in die richtigen Hände gegangen ist.

Schließlich komme ich mit dem Bus zum Warteparkplatz meines Autos am Bodensee beim DKV-Campingplatz zurück. Ich bezahle die Parkgebühr, die mit 30 Euro für 12 Tage zwar noch im Rahmen ist. Ich hatte aber gehofft, dass man dem DKV-Mitglied etwas mehr beim Preis entgegen gekommen wäre. Nun habe ich aber Gelegenheit, mit dem Auto die sehr viel bergigere Fahrt durch den Schwarzwald zurück zu genießen.

Ich komme früh in Kehl wieder an, sodass ich mich entschließe noch am selben Tag ein erstes Stück in Richtung Bremen zu fahren. Ein letztes Winken bei der Abfahrt zurück zum Rhein. Du hast mich wohlbehalten hierher gebracht, mir einige deiner schönsten Seiten dabei gezeigt. Vielleicht werde ich dich im nächsten Jahr an der selben Stelle wieder besuchen, um heraus zu finden, wie es mit dir weitergeht. Immerhin heißt es ab kurz hinter Straßburg: mehr Strömung. Und das lockt doch unbedingt zur Fortsetzung. Auf bald also, herrlicher Rhein, vielleicht im nächsten Jahr!