Der Tag der Wehre und Schwäne. Wegen des zwar schwächeren, aber anhaltenden Windes entschloss ich mich, heute die beiden Altrheinarme zu fahren. Das hat zwar den Nachteil, dass ich insgesamt sechs Wehre (als feste, nicht fahrbare Schwellen installiert) zu umtragen habe. Aber ich komme wenigstens durch schöne Wasserlandschaften, die das Paddeln leichter machen, wenn man nur langsam vorankommt.
Tatsächlich hat mich die Natur heute noch einmal reich mit herrlichen Bildern verwöhnt. Die wohl größten Ansammlungen von Schwänen, die ich je gesehen habe, putzen sich friedlich auf kleinen Kiesbänken im Flussbett. Wenn sie nicht gerade meinen Kurs kreuzen. Es ist wirklich auffällig: eben hielt sich die ganze Schwanenarmada noch am Ufer auf und ich fahre extra einen Bogen, um sie nicht zu stören. Prompt zieht die Armada los und quer zu meinem Kurs übers Wasser. Inzwischen störe ich mich nicht mehr daran. Ich fahre geruhsam weiter. Irgendwann gibt es dann immer wieder einen Massenstart, wenn die Schwäne der Meinung sind, dass ich ihnen nun doch zu nahe gekommen bin. Ist schon beeindruckend, mit welcher Wucht die Vögel Anlauf nehmen und dann mit ihren riesigen Flügeln abheben. Angegriffen hat mich bisher noch keiner.
Eine "hilflose" Ente begegnete mir heute auch mal wieder. Ich habe sie wohl mit ihren Jungen überrascht und dann spielt Mama Ente immer das hilflose, scheinbar leicht zu erreichende Opfer, indem sie flügelschlagend, aber angeblich unfähig abzuheben den vermeintlichen Feind von den Jungen weglockt.
Sehr langsam kam ich auch heute nur voran. Für die 23,4 Kilometer brauchte ich immerhin sechs Stunden. Selbst auf dem "frei fließenden" Stück zwischen den Schleusenkanälen hatte ich sogar Mühe einige Fußgänger zu überholen. Fluss, woher kommt dein Name, fließt du denn nie? Aber ich hatte mir ja gestern bescheidenere Entfernungen vorgenommen und so hat mich der Mut nicht verlassen.
Ordentlich müde war ich dann aber doch, als ich bei den Wassersportfreunden Lahr ankam, um auf deren Rheinwiese mein Zelt aufzuschlagen. Alle Versuche, jemanden zu finden, der mir die Erlaubnis gäbe zu übernachten, schlugen jedoch fehl. Der Platz war wie ausgestorben und auch per Handy war das Problem nicht zu lösen. Also einfach aufbauen und warten, bis jemand zum Meckern kommt.
Heute habe ich zum ersten Mal seit drei Tagen wieder eine kleine Ortschaft gesehen. Laut Karte habe ich zwar mehrere Orte passiert, die liegen aber wohl wegen der Hochwassergefahr nicht direkt am Wasser. Man fährt also durch ein fast menschenleeres Gebiet und sieht höchstens einmal einen Spaziergänger oder Radfahrer. Gut, dass ich morgen wieder etwas Zivilisation genießen kann. Meine Essensvorräte halten zwar noch, aber das Wasser würde sonst morgen knapp werden.
Insgesamt merke ich jetzt auch, wie die Anstrengung des langen Paddeln doch langsam zehrt. Und doch saß ich heute müde nach einem Umtragen am Wehr, sah auf das Wasser und die Gegend ringsum und musste lachen: ja,deshalb bist du hier! Nur auf dich selbst gestellt, mitten in einer herrlichen Natur und ziehst immer weiter den Fluss hinunter. Eigentlich schade, dass morgen der letzte Paddeltag ist. Aber erstmal war es dann auch wohl genug, wenn ich an meine müden Arme denke. Ich freue mich auf zuhause.