Endlich geschafft - alle hunderttausend Kleinigkeiten sind erledigt und besorgt, die Fahrt zum Startpunkt ist gelungen und ich bin in Konstanz. Morgen geht es endlich los: mein ganz persönliches Abenteuer - die erste 14-Tage-Tour auf dem Rhein von Konstanz bis ... na mal sehen, ob ich es bis Karlsruhe oder Mannheim schaffe.
Warum diese Tour? Eigentlich ist eine Oldenburger Familie schuld. Völlig fasziniert las ich im letzten Jahr mit, wie die fünf mit ihrem Segelboot auf Weltreise gingen. Alles hinter sich lassen, den richtigen Moment abpassen und mit Mut ins Abenteuer. Ok, eine Weltreise steht bei mir nicht an. Aber warum nicht mal im Kleinen versuchen, was im Großen ja auch nur auf bestimmten Grundlagen basiert?
Den Alltag durchbrechen, sich der Natur so weit es geht annähern und sehen, was sich dann an Erlebnissen ergibt. Segeln kann ich nicht und bisher reizt mich das auch wenig. Also greife ich zu meinem liebsten Gefährt - dem Kajak. Das habe ich über meinen Verein jederzeit zur Verfügung. Urlaub kann ich ja mal mitten in meinen Lieblingsmonat legen. So reifte die Idee und verlangte nach Realisierung.
Warum der Rhein? Ich bin in Koblenz an diesem großen Strom aufgewachsen. Als Kind ging ich oft zum Ufer, ließ Steine flitzen und genoss das Geräusch der Schiffsdiesel, mit dem die Schiffe den Rhein rauf und runter fuhren. Natürlich waren da im Hintergrund immer Fragen: Wo kommt dieser Fluss her? Wo fließt er hin? Ich wusste, dass der Rhein in den Alpen entsprang, vom Rheinfall in Schaffhausen hatte ich gehört. Wie sieht der Rhein aus, wenn er noch kleiner ist und nicht so groß und mächtig daherfließt wie hier in Koblenz?
Daran erinnerte ich mich, als ich überlegte, wo ich eine längere Flusstour paddeln könnte. Aber auch praktische Fragen wirkten mit. 14 Tage auf einem Gewässer - ein langes Stück. Da bietet sich der Rhein an, 400 Kilometer sind ja hier nur ein Teilstück und lassen immer noch viele Folgemöglichkeiten. Und schließlich die unbekannte Gegend. Wenn schon Abenteuer, dann müssen Möglichkeiten für Entdeckungen her. Ich war noch nie am Bodensee und die wenigen, eiligen Autobahndurchfahrten durch die Region von Basel bis Karlsruhe hatten keine Erinnerung hinterlassen. Also entdecken, wo sich der Rhein durchs Jura gegraben hat!
Bei der Ausrüstung half mir meine Erfahrung von der letztjährigen Oberweserfahrt. Was man bei einer mehrtägigen Gepäcktour im Kajak so braucht, wusste ich schon. Gut war es, sich vorher ausführlich über den Fluss und seine Besonderheiten zu informieren. Wann sind die Hochwasserzeiten, in denen man nicht fahren sollte? Welche schwierigen Stellen gibt es außer dem Rheinfall (der natürlich mit seinen 21 Metern Höhe und über tausend Kubikmetern Wasser pro Sekunde nicht fahrbar ist)? Wo sind Wehre und Staustufen? Wie ist es mit der Schifffahrt? Gibt es überall Zeltmöglichkeiten? Was hat es mit dem kanalisierten Stück des Rheins auf sich? Alles wurde zusammengetragen, Flussführer besorgt und einlaminiert. Schöner Nebeneffekt: die Neugier, wie es da nun wirklich aussieht, steigt ins Unerträgliche.
Und so wuchs das Vorhaben bis heute. Bis ich mich endlich ins Auto setzen und die 880km von Bremen bis Konstanz in Angriff nehmen konnte, musste das schwierigste Problem der Tour gelöst werden: wie den Transport bewältigen, wenn man eigendlich kein Auto zur Verfügung hat? Die Bahn wollte nicht, Hermes, DHL und UPS konnten nicht (nix über 3,20m!) und die Damen und Herren von den Autovermietungen ermöglichen keinen Dachgepäckträger auf dem Leihwagen. Meiner Liebsten, die zwei Wochen auf das Auto verzichtet, habe ich es letztendlich zu verdanken, dass ich nun hier am Startpunkt sitze.
Die Fahrt hierher war ätzend lang, verlief aber glücklicherweise ohne Probleme. Wenn man davon absieht, dass ich mir den bisher heißesten Tag des Jahres ausgesucht habe. 35,8 Grad zeigte das Außenthermometer als Spitzenwert an, im Auto wurden daraus 36,8 Grad. Also genau die Temperaturen, bei denen ich mich wohlfühle. Morgen soll es ebenso sonnig werden, allerdings nicht mehr ganz so warm. Man wird sehen.
Mein Startpunkt ist der DKV-Campingplatz in Konstanz, bei dem ich das Auto während der 14 Tage stehen lassen kann. Am Ende werde ich also mit der Bahn hierher zurückkehren, um den netten Bus wieder abzuholen.
Nun also noch einmal schlafen und dann heißt es: Boot beladen und los!