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Ein Tag zum Jauchzen und Fluchen. Beim Start stand gleich ein Höhepunkt auf dem Programm: der Koblenzer Laufen.

Diese letzte Stromschnelle im Hochrhein, die noch nicht dem Kraftwerkbau zum Opfer gefallen ist, schaute ich mir erst einmal vom Land aus an. Ok, bis auf diesen Baumstamm in der Mitte und eine Verblockung auf der linken Seite sind alle Hindernisse unter Wasser, sodass eine Kenterung unwahrscheinlich ist. Bloss nicht mit dem schweren Boot gegen das Wasser arbeiten, das ist stärker als du, sage ich mir. So gebe ich mich also dem "Laufen" hin. Die Richtungen, die ich mir an Land gemerkt habe, helfen und ich genieße den Tanz auf dem Wasser mit Wellen von allen Seiten und Schwällen und Wirbeln.

Auf denen ist mein Puffin völlig gelassen und nimmt sie gelassen, ohne die Richtung groß zu ändern. Man merkt in diesem Wasser ja doch wieder, dass das ein Seekajak ist. Braver "Schneck"! Als ich durch bin, muss ich jauchzen, so schön war das und ich würde am liebsten gleich noch mal.

Aber daran lässt mich die hier kräftige Strömung nicht lange denken und ich genieße wieder die vorbeiziehende Flusslandschaft. Leider hält die Strömung nicht an und schon bald ist der Stau des nächsten Wehres zu spüren.

Drei Wehre habe ich heute vor mir und sowohl das vorher auf ca. 4 Kilometer gestaute Wasser als auch die Überwindung der Wehre kosten Kraft und eine Menge Zeit. Schon bald wird mir klar, dass die vorgenommene Strecke nur als Gewaltritt zu meistern wäre. Aber dazu bin ich ja nicht hier, also wird umdisponiert. Ich werde mich nach einer Zeltmöglichkeit kurz hinter dem dritten Wehr umschauen.

Das erste Wehr in Dogern ist noch gut mit der Rollenbahn, über die man das Boot hinüberzieht, zu bewältigen. Oben in der Mitte ist die Bahn jedoch auf 10 Metern unterbrochen und ein abgeschlossener Rollenwagen stellt zunächst ein unüberwindliches Hindernis dar. Ich finde schließlich den Schlüssel bei einem Kraftwerksmitarbeiter, mit dem sich noch ein netter Plausch über die verschiedenen Bootstransporteinrichtungen am Hochrhein entwickelt.

In Laufenberg wird die Sache schon schwieriger. Der Bootswagen ist hoch, das Boot muss aus dem Wasser und darauf gehieft werden. Dabei hilft mir zum Glück ein Motorbootfahrer. Dann heißt es 700 Meter erst bergauf und dann bergab rollern. Am Ende gibt es einen elektrischen Lift, mit dem das Boot zwar bequem ins Wasser gelassen werden kann, aber alleine ist das einigermaßen umständlich. Auch hier hilft zum Schluss ein freundlicher Kraftwerksmitarbeiter, sodass ich nicht den Lift wieder hoch und den Bootswagen zurück fahren muss. In Reckingen schließlich gibt es einen elektrischen, riesigen Bootswagen, mit dem man das Boot hinüberfahren kann. Ich werde noch zum Wehrexperten.

Im schweizerischen Laufenburg hatte ich mir eine kleine Pause gegönnt, um etwas zu trinken und Wasser zu kaufen. Ein Landeplatz war nicht leicht zu finden. Kurzerhand macht ich zwischen den Booten des hiesigen Pontonierevereins fest. Diese Vereine, die wohl aus dem militärischen Pontonbrückenbau stammen, beschäftigen sich anscheinend mit dem stakenderweise Geschicklichkeitsfahren mit den schweren Pontonbooten.

Am Ende meiner heutigen Tour habe ich am Ende von Säckingen Glück. Der Säckinger Ruderclub lässt mich auf seinem Gelände campieren. Die Ruderer bestaunen gebührend mein vollbeladenes Kajak. Dafür lerne ich zum ersten Mal im Leben, wie man einen Vierer richtig trägt.

Schnell ist mein Lager aufgebaut und das Abendessen gerichtet. Heute gibt es Tomatensuppe mit Krümelbrot und dazu 6 Siedewürstchen. Der Appetit ist gut nach der anstrengenden Tour. Schließlich nimmt mich einer der Ruderer mit in den Ort, wo ich auf dem Marktplatz beim Wein meinen täglichen Bericht schreibe. Morgen gehts nach Basel und dann werde ich mir einen paddelfreien Tag genehmigen.

Ein letzter, schöner Tag auf dem Hochrhein. Fast schade, dass dieses herrliche Stück jetzt zuende geht.

Aber gefreut habe ich mich schon, dass ich ohne größere Schwierigkeiten kurz vor Basel angekommen bin. Zum Schluss auf dem Hochrhein habe ich endlich auch ein paar Paddler auf dem Wasser getroffen. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass hier eine Menge Paddler unterwegs sind. Aber die waren wohl alle vor mir oder hinter mir. Vor dem letzten Wehr heute traf ich ein Basler Pärchen, die mit ihrem Faltboot von Rheinfelden unterwegs waren. Wir haben nett geplauscht, ich konnte ein paar Tips zu Paddeltechniken geben ("Warum ist dein Paddel eigentlich so verdreht?") und schließlich überedeten wir gemeinsam den Schleusenwärter, uns mit dem nächsten Schiff zu schleusen.

Schleusenmäßig gab es heute wieder die ganze Bandbreite. Zuerst in Schwörstadt eine gut bewältigbare Rollenbahn. Dann in Rheinfelden durch das im Bau befindliche neue Wehr einen ätzend langen Umtrageweg auf dem eigenen Bootswagen, weil die dort keinen zur Verfügung stellen.

Dem netten Hinweis, an der Aussetzstelle über Telefon Transporthilfe anzufordern, folgte ich zwar. Der Mensch am anderen Leitungsende meinte jedoch, die gäbe es nur, wenn man sich nicht selbst helfen könne. Naja. Und zum letzten schließlich die erwähnte, sehr angenehme Schleusung zusammen mit einem Rheinlastschiff.

Endstation war heute der RC Grenzach. Man erlaubte mir hier zu zelten, was ich nach dem Hinweis, bei den beiden Basler Ruderclubs gäbe es keine Zeltmöglichkeit, gerne annahm. Solche Gelegenheiten sind immer gut, um Fahrtentips auszutauschen. Ich weiß nun schon etwas mehr über das vor mir liegende Stück ab Basel und die Möglichkeiten, ohne Schiffsverkehr eventuell den Altrheinarm statt des Kanals zu fahren.

Erst mal ist jedoch morgen ein Offtag angesagt, an dem ich mir Basel anschauen will. Der Tag endete heute noch mit guten und schlechten Höhepunkten. Gut war, dass das kleine Städtchen Grenzach über einen Handyladen verfügte, in dem ich ein neues Ladegerät erstand. Damit bin ich wieder vollständig ausgerüstet. Anschließend leistete ich mir - da ich schon mal beim Geldausgeben war - eine Portion Pommes und einen leckeren Tomaten-Mozzarella-Salat. Da ich der einzige Gast war, wollte die geschäftstüchtige Kellnerin mir auch gleich noch einen Dessert aufschwatzen, was ich aber dann doch dankend ablehnte.

Obwohl ich meine Teller sauber leer geputzt hatte, gab es dann doch noch das angekündigte Gewitter, das auch hier heftig niederging. Mein Zelt blieb zwar trotz der Sturmböen bislang stehen. Man riet mir aber im RC, dass ich sicherheitshalber im Clubhaus übernachten solle. Die Bäume schwankten nämlich bedrohlich.

So geht denn ein weiterer Paddeltag mit einem Schwätzchen unter Paddlern und Ruderern (genauer gesagt einer Drachenbootmannschaft) zuende.

Ein erholsamer Off-Tag mit Kultur. Die Nacht durfte ich wegen eines schweren Gewitters mit Sturmböen im Clubraum des Ruderclubs verbringen. Die fürsorglichen Ruderer hatten Sorge um mich wegen der sich im Sturm biegenden Bäume. Damit habe ich gleichzeitig einen luxuriösen Morgen mit Dusche und Kochplatte gestalten können.

Sogar ein Privat-"Taxi" zum Bahnhof war drin, um ins benachbarte Basel zu kommen. In Basel begrüßt mich die Großstadt mit lebendigem Treiben der Menschen, die durch die Stadt strömen.

Die vielen Trams verlangen nach Obacht beim Überqueren der Straßen. Ansonsten ist die Stadt gut zu Fuß zu erkunden. In einer Bücherei erkundige ich mich nach einem Flussführer für den Rhein. Hat man aber nicht, dafür studiere ich ein immens teures Buch über den kompletten Rhein. Darin ist immerhin das Stück Altrhein beschrieben, das ich ab morgen befahren will.

Am Bahnhof habe ich gesehen, das täglich eine Stadtführung angeboten wird. Vorher schaue ich noch kurz bei einem Festival "Imagine" vorbei, mit der die Jugend gegen Rassismus angehen will.

Die Stadtführung ist sehr interessant. Ich lerne, dass der Barfüsslerplatz, wo wir starten, so heisst, weil die Franziskaner, die barfuß gingen, hier ihre Kirche und ihr Kloster hatten. Hinter dem Münster, auf des Baslers liebstem Platz, wie die Stadtführerin meint, feiert eine Hochzeitsgesellschaft in festlicher Garderobe und an öffentlich aufgestelltem Bankett.

Interessant auch die Erklärung, wie aus der Basler Seidenbänderproduktion die Bedeutung der Chemieindustrie über den Umweg der Farbenproduktion im 19. Jahrhundert erwuchs.

Besonders nett erlebte ich das kleine Handwerkerviertel, wo ich gerade bei einem Rotwein im Cafe "Zum Roten Engel" meinen Tagesbericht schreibe.

Etwas umständlich ist es, mich mit passendem Bargeld zu versorgen. Über den Bargeldautomaten erhalte ich nach vielem Suchen endlich eine kleine Menge Schweizer Franken, denn viel brauche ich ja nicht für den einen Tag. Man nimmt zwar auch Euro, aber gibt dann in Franken raus und ich habe nur einen 50-Euro-Schein einstecken.

Der Abend wird wohl noch mit einem Abendspaziergang durch die Stadt zum Bahnhof ausklingen und dann hat mich mein kleines Zelt und mein Boot wieder. Morgen ist dann Schluss mit dem faulen Lotterleben und es geht wieder auf's Wasser (freu).

Der Rhein hat mich wieder, die Natur siegt über die Stadt. Der Besuch in Basel hatte mich fast wieder in städtische Bequemlichkeit gebannt. Da war es am Abend hilfreich, am einsamen Ruderclub das Didgeridoo wieder mal auszupacken und zu spielen. Einige Angler auf der anderen Rheinseite haben sich eventuell gewundert, aber das tat dem Abschalten von städtischer Hektik keinen Abbruch.

Heute morgen wurde schon während meines Frühstücks auf der Wiese vor dem Bootshaus fleißig gerudert. Interessiert kam immer mal wieder ein Ruderfreund vorbei und staunte, was man alles in einem Kajak verstauen kann. Als dann schließlich einer fragte, was denn in dem seltsamen Rohr da vorne auf meinem Boot sei, packte ich das Didge gleich nochmal aus und lies ein paar Töne hören. Zum Abschied wünschte man mir gute Fahrt.

Der RC Grenzach bleibt in guter Erinnerung. Wird Zeit, dass er im Flussführer Erwähnung findet. Immerhin bietet er wohl die einzige Zeltmöglichkeit in Basel.

Gleich nach dem Start stand schon das erste Wehr (Birsfelden) auf dem Programm. Über die Sprechanlage sagte man mir, dass ich mit dem nächsten Schiff schleusen könne. Das klappte auch wunderbar und nun ging es noch mal auf dem Wasserweg durch Basel. Diesmal war nicht die Stadt, sondern ich mit meinem Kajak der Blickfang für die Touristen.

Apropos Schwimmweste: die trug ich während der gesamten Tour. Es mag ja sehr verlockend sein, bei heißem Sommerwetter ohne zu fahren. Aber erstens bin ich allein unterwegs. Wenn ich kentere, ist niemand da, um zu helfen. Und zweitens sagt die Unfallstatistik für Wassersportler, dass viele - zum Teil leider auch tödliche - Unfälle vermeidbar gewesen wären, wenn die Betroffenen eine Schwimmweste getragen hätten. Erst kürzlich sind tragischerweise zwei Teilnehmer einer Kanadiertour auf dem Mittelrhein ertrunken. Auch auf stillem Wasser kann es z.B. mal einen unachtsamen Schiffsführer geben, der Euch übersieht. Also Paddelfreunde: wir genießen soviel Freiheit auf dem Wasser, da kann diese kleine Unbequemlichkeit doch nicht so schlimm sein!

Hinter Basel ging es dann rechts und links durch Industrie- und Hafenanlagen - auch das ist der Rhein. Schon bald beherrscht aber wieder der Fluss selbst das Bild und davon profitiert wohl das schöne Weil am Rhein mit netten Rheinanlagen. Hier ist das Drei-Länder-Eck Deuschland-Schweiz-Frankreich, das am Knie des Rheins gebildet wurde. Ab hier fahre ich nun nicht mehr in westlicher, sondern in nördlicher Richtung.

Gespannt bin ich auf den Altrhein, denn die Franzosen haben als Folge des Versailler Vertrages ab hier den Grand Canal d'Alsace gebaut. Dieser Kanal parallel zum ursprünlichen Verlauf des Rhein dient der Schifffahrt als Schnellstraße, auf der sie mit 13 Staustufen bis Iffezheim einen Höhenunterschied von über 100 Metern überwindet. Der Altrhein kriegt von den Franzosen ein minimales Wasserquantum, um das es wohl seit Jahrzehnten permanenten Streit gibt. Solange können die Folgen des von den Deutschen angezettelten Krieges andauern.

Ich habe aber mal wieder Glück, denn der Altrhein führt wohl genug Wasser, um ihn mit dem Kajak befahren zu können.

Er ist eine schöne Überraschung mit herrlicher Natur und freundlichem Verlauf. Nach der Kirschener Schnelle, in der das Wasser schon lebendig über die Felsen sprudelt, kommt wieder ein echter Höhepunkt: die Isteiner Schnelle!

Im Flussführer weist man darauf hin, dass die Isteiner Schnelle WW3 ist, also nur von mit Wildwasser erfahrenen Kanuten befahren werden sollte. Ein klein wenig Erfahrung habe ich ja schon, aber ähnlich wie beim Koblenzer Laufen mache ich mir Sorgen wegen meines langen, schweren Bootes. Ich schaue mir die Stromschnelle, die über 400 Meter geht, also vorher sehr gründlich an.

Die Felsen sind wiklich sehr beeindruckend und ich finde die in der Wasserkarte bezeichnete Durchfahrtroute. Na, dass kann ja lustig werden. So gut es geht merke ich mir die wichtigsten Felsen und Einfahtspunkte. Es sind zwei Passagen, die ich jedes Mal genau treffen muss, um durchzukommen. Viel Platz zum Manövrieren werde ich nicht haben. Also den Mut zusammen genommen und los gehts. Leute sind genug da, um zu helfen, wenn was schiefgeht. Nachdem ich losgefahren bin, bin ich froh, dass ich vorher genau geschaut habe. Um Nu bin ich durch die erste, leichtere Schnelle durch und steuere auf die zweite zu. Hier diesen großen Felsen muss ich links passieren. Mist, die Strömung treibt mich genau auf den zu. Nach links komme ich nicht mehr, also rechts vorbei. Und dann schieße ich mit meinem fünfmeterzwanzig Seekajak und viel Wasser durch die schwierigste und zugleich schönste Passage.

Kaum bin ich durch, kommt die enge S-Kurve. Die schaffe ich nur ganz außen, aber mit starkem Rückschlag komme ich auch da durch.

Boah, war das geil. Unten angekommen, wäre ich am liebsten gleich nochmal runtergefahren, aber der Rückweg ist leider nicht möglich. Völlig happy über das gelungene Abenteuer bleibe ich erst mal am unteren Kieselstrand.

Einige Badeverrückte schwimmen in den kleinen Wasserfällen der Schnelle und kurz entschlossen steige ich aus und stürze mich auch in die Fluten. Am größten Fall kann man mitten in die Gicht hineinspringen und ab gehts. Ein weiterer Kanute mit kurzem Boot sucht eine Durchfahrt und nimmt eine kleine Schwelle. Er freut sich sichtlich auch, dass er ohne Kenterung durchkommt und wir halten noch einen kurzen Plausch. Ein herrlicher Platz, am liebsten würde ich hier bleiben, aber ein kleines Stück will ich noch weiter.

Später folgen noch einige kleine Schwellen, die ebenfalls schön zu fahren sind. Nur bei der letzten bleibe ich wegen des niedrigen Wasserstandes kurz hängen und muss kräftig mit dem Paddel schieben, um freizukommen.

Campingplätze oder Kanuclubs gibt es bis Breisach nicht mehr und so suche ich mir einen netten Zeltplatz auf einem Uferstück aus, um zu übernachten. Das wird hier wohl allgemein toleriert, sodass mir kein Ärger droht. Ich genieße die Nähe zum Wasser, zwischen Froschgequake, vorbei fliegenden Schwänen und exotischem Vogelgebrüll klingt der Tag friedlich aus.

Reisetagebuch einer Motorrollerreise nach Teneriffa 2008

Klar, will man für die knappe Urlaubszeit schnell nach Teneriffa, fliegt man. Aber hat man Zeit und das Motto "Der Weg ist das Ziel" im Kopf, geht's auch mit dem Motorroller. Und Teneriffa ist ja ein Paradies zum Motorrollerfahren mit seinen herrlichen Bergstrecken, auf denen man nach jeder Kehre einen neuen atemberaubenden Blick genießen kann.